Beobachtungsvorbereitung
Endlich sind wir stolzer Besitzer eines Teleskops und können es kaum erwarten, unseren Blick in den Nachthimmel zu richten.
Bevor aber aus unserer Begeisterung, draußen unter freiem Himmel, eine totale Enttäuschung wird, empfehle ich jedem Neuling, sich erst einmal mit seiner neuen Errungenschaft vertraut zu machen.
Hierbei ist es ratsam, erst einmal Zuhause bei Tageslicht und im warmen Zimmer,
sein Teleskop mit Zubehör, mehrere Male auf- und abzubauen. Dabei wird man mit der Gerätschaft vertraut und lernt jetzt schon jeden Handgriff. Auch sollte das Sucherfernrohr, schon vor der ersten Beobachtung, zum Hauptrohr ausgerichtet werden. Dazu peilt man mit dem Teleskop ein Objekt, in etwa 2 bis 3 Kilometer Entfernung, mittig an. Mast oder Kirchturmspitze bieten sich an. Jetzt wird das Sucherfernrohr so eingestellt, dass sich unser Zielobjekt vom Hauptrohr, genau in Fadenkreuzmitte, befindet.
Da man sich als Neuling am Sternenhimmel noch nicht so gut auskennt, ist es von Vorteil, sich einen Beobachtungsplan zu erstellen. Selbst ich, mit mehreren Jahren Erfahrung, habe immer einen Solchen mit dabei. So weiß ich, wann und wo, welches Ereignis stattfindet.
Es ist ausreichend, sich 5 bis 10 Objekte aufzulisten und diese dann in aller Ruhe zu beobachten, anstatt in Stress zu kommen. Die Objekte sind mit Sicherheit, in einer Woche oder einem Jahr, auch noch da. Außerdem ist eine Beobachtung in Ruhe viel Eindrucksvoller und Gewinnbringender, als sich einen Stern-Marathon aufzuerlegen.
Ich persönlich führe auch noch ein Beobachtungsbuch. Hier wird u.a. der Beobachtungstag, die Uhrzeit der Beobachtung, das Objekt, Wetter (Durchsicht vom Himmel), Seeing, Temperartur und die Windverhältnisse vermerkt. Für die Fotografie noch die jeweilige Kamera, Film, Blende, Filter und Belichtungszeit.
So ist es mir möglich, meine Erfahrungen und Ergebnisse durch Vergleiche, noch weiter zu verbessern.
Alles eingepackt?
Was kann ärgerlicher sein, als nach 20 Kilometer Fahrt zum Beobachtungsort festzustellen: "Ich habe meine Okulare oder die Stromversorung vergessen!"
Aus diesem Grunde empfiehlt auch jeder Hobbyastronom, sich seine persönliche Checkliste anzufertigen und auch seine Ausrüstung vor Abfahrt nochmals zu überprüfen.
Kleidung
Außer unserem Equipment, ist es absolut wichtig, dass auch wir die notwendige "Ausrüstung", am Leibe tragen.
Es wird allzu oft unterschätzt, wie schnell die Temperaturen, auch in den Sommermonaten, im Laufe der Nacht, fallen. Falsche Kleidung entscheidet, vor
allem im Winter, wie lange unsere Beobachtungsnacht dauert.
Lange Unterwäsche, Thermojacke (am besten mit Kapuze), Thermostiefel, Mütze
und Handschuhe sind ein MUSS.
Da ich mit dicken Handschuhen, keinerlei Einstellungen am Teleskop oder der Kameraausrüstung vornehme, mir aber auch nicht die Finger an den kalten Metallteilen festfrieren sollen, trage ich darunter, noch ein Paar dünne Leinenhandschuhe. Zum einen bleiben die Finger warm und ich habe auch das nötige Feingefühl für die jeweiligen Einstellungen. Diese sind in Apotheken, für
5 EUR das Paar, erhältlich.
Ebenfalls empfiehlt es sich, eine Thermoskanne mit einem heißen Getränk, sowie einer Tafel Schokolade oder ein paar Powerriegel, mitzunehmen. Beobachten
macht hungrig.
Für den Notfall:
Mobiltelefon unbedingt mitnehmen um evtl. Hilfe rufen zu können. Wer keines hat, sollte wissen, wo sich die nächste Telefonzelle oder offene Tankstelle befindet.
Auch tut man gut daran, dem Partner mitzuteilen, wohin bzw. zu welchem Beobachtungsplatz man fährt.
Teleskopaufbau
Weiter oben bereits beschrieben, ist eine Beobachtung in Ausgeglichenheit und Ruhe viel Eindrucksvoller, als dass alles in Hektik und Stress ausartet.
Der erfahrene Hobbyastronom beginnt schon bei Anbruch der Dämmerung, seine Ausrüstung aufzubauen. Für den Neuling ist es jetzt auch noch hell genug um alles
zu erkennen und das Teleskop in die richtige Position zu bringen. Beim Dämmerungsaufbau hat man auch noch den Vorteil, dass sich das Teleskop bis
zur vollständigen Dunkelheit, an die Umgebungstemperatur anpassen kann, um ein Tubusseeing zu vermeiden.
Tubusseeing entsteht durch die wärmere Luft im Inneren des Teleskops und die auch noch warmen Linsen und Spiegel. Dabei steigt die noch warme Luft nach oben, kühlt sich am Tubus ab, um dann wieder nach unten zu sinken. Durch diese Luftturbulenzen im innern des Fernrohrs, wird trotz guten Seeings, die Abbildungsqualität unseres Objektes wesentlich verschlechtert.
Linsenteleskope (Refraktoren) sind da weniger anfällig. Trotzdem gilt:
Teleskop mind. 40 Minuten Zeit zum auskühlen geben.
Bei parallaktischen Montierungen sollte noch die Einnordung erfolgen und das Sucherfernrohr evtl. nachjustiert werden.
Anschließend bleibt noch genügend Zeit, sich sein Kartenmaterial zurechtzulegen und den Einbruch der Nacht zu genießen. Währenddessen gewöhnen sich auch unsere Augen an die Dunkelheit (Dunkeladaption). Dieser Vorgang kann bis zu
30 Minuten dauern, das bedeutet, unsere Pupille weitet sich, altersabhängig, bis auf 8mm Öffnung.
Merke:
Je größer die Öffnung, desto mehr Licht kann einfallen und desto mehr sehen wir.
Ab Beginn dieser Dunkeladaption, muss jedes helle Licht vermieden werden, ansonsten ist die Adaption sofort wieder verloren. Als Sehhilfe bietet sich hier ein schwaches Rotlicht an.