Taukappenheizung
Taukappenheizung selbst gemacht
Wer kennt es nicht.
Nach Aufbau und Einnorden und je nach Wetterlage, bereits nach kurzer Beobachtungszeit, Taubildung auf dem Objektiv!
Eine Taukappe allein, deren Erwerb je nach Instrumentengröße zwischen 100 € und 200 € kostet, löst das Problem nicht ganz. Einen PC- Lüfter in die Taukappe einbauen bewirkt oft das Gegenteil, denn die feuchte Luft welche abgesaugt wird, strömt ja gleich wieder nach.
Ein Heizfön verbraucht zu viel an kostbarer Energie und bläst auch noch kleine Staub- und Schmutzpartikel auf die Optik.
Die Lösung heißt ganz einfach, eine Taukappenheizung muss her. Im Handel kostet solch eine Heizung, je nach Größe des Instruments, auch gleich wieder bis zu 130 €. Selbst gebastelt kommt man gerade mal auf ca.15 €.
Im Handbuch für Sternfreunde, Band 1, Kap. 3.15.5, wird die Heizleistung einer Manschette mit etwa 5 – 10mW pro cm² Öffnung angegeben. Macht bei einer Öffnung von:
Öffnung |
Heizleistung |
10 cm |
0,8 W |
20 cm |
3,1 W |
10 Zoll |
7 W |
14 Zoll |
11 W |
Dies sollte auch eingehalten werden um keine eigene Turbulenzen zu erzeugen. Ebenso ist nur mit 12 Volt Gleichstrom zu arbeiten. Bei 220- Volt Netzspannung unbedingt Angelegenheit für Fachmann.
Wir benötigen:
- Konstantan- (Widerstandsdraht) mit Länge und Widerstand der weiter unten folgenden Formeln errechnet. Bei Conrad Elektronic, 5 m für 2,25 € (2,5; 5; 10 und 28 Ohm)
- Einen ebenso langen Schrumpfschlauch zur zuzügl. Sicherheit (Isolation) des Widerstanddrahtes. Im Elektronikgeschäft für ca. 3,00 €
- Schwarzes Gewebeband. In jedem Baumarkt, Rolle 2 m für 4,50 €. Zur Befestigung des Heizdrahtes an unterer Innenseite von Tau- oder Staubkappe
- 2 Paar Märklin- Elektrostecker für Modelleisenbahn. Im Elektronikgeschäft für 2 €
- Stromverbindungskabel mit Adapter 12 V für Zigarettenanzünder, 5 €
Zur Ermittlung des erforderlichen Drahtes:
P = Heizleistung
U = Eingangsspannung in Volt
L = Länge des Widerstandsdrahtes in m
r = Widerstand des Drahtes in Ohm
D = Objektivöffnung in m
Die Länge des Drahtes sollte so gewählt werden, dass man nur 2 Windungen legen muss, zuzüglich 3 cm, zum Überstand der Stecker.
L = ( 2 Windungen) x Pi x D + 3 cm
Die Heizleistung ergibt sich aus folgender Formel:
P = U² / (L x r)
Der erforderliche Widerstand ergibt sich aus:
r = U² / ( 2 x Pi x D x P )
Bsp.: SN ; Objektivöffnung 30cm Durchmesser; (Durchmesser beheizten Fläche sind 25,4cm)
Eingangsspannung = 12 Volt
erford. Heizleistung = 7 Watt
Anzahl der Windungen: 2
r = 12² / ( 2 x Pi x 0,3 x 7)
Ergebnis: 10,9 Ohm pro Meter
Der Stromverbrauch ermittelt sich dann aus I = U/R
12 / ( 2 x Pi x 0,3 x 10 Ohm)
Ergebnis: nur 0,6 Ampere Stromverbrauch.
Der praktische Teil:
Bevor der Widerstandsdraht auf seine erforderliche Länge gekürzt wird, schiebt man ihn langsam in den Schrumpfschlauch ein. Hier ist ein bisschen Geduld erforderlich. Sobald man ihn durchgeschoben hat, werden die Enden mit den Märklinstecker bestückt (geschraubt oder gelötet). Jetzt mit dem Haarfön das ganze so lange heiß fönen, bis sich der Schrumpfschlauch ganz eng um den Widerstandsdraht gelegt hat.
Bevor Sie nun Ihren Heizdraht fertig montieren, sollten Sie ihn vorher einmal an ihrem 12 Volt Akku testen. Bereits nach wenigen Minuten spüren Sie wie sich der Heizdraht leicht erwärmt.
Anschließend wird das schwarze Gewebeband auf die Länge des Objektiv-umfangs gebracht. Dieses wird nun auf ein entsprechend langes und glattes Holzbrett (Klebeseite nach oben) gelegt. Die Ecken des Bandes mit 4 Steck-nadeln fixiert. An einem Ende des Gewebebandes, ca. 0,5 cm vom Rand und mittig, schlagen Sie einen Nagel in das Gewebeband.
Jetzt nehmen Sie die beiden, an den Widerstandsdraht montierten Stecker nebeneinander in eine Hand und legen dann die sich ergebende Mitte des langen Drahtes, mit der anderen Hand um den Nagel. Halten Sie den Draht straff und streichen ihn so, nahezu parallel, vom Nagel aus, über die gesamte Länge des Gewebebandes. Die Stecker ragen nun ca. 1-3 cm über das Ende
des Bandes. Jetzt ist der Draht mit Schrumpfschlauch leicht fixiert.
Sollte unsere Taukappenheizung, vor die Schmidt- Platte direkt an der Innenseite des kurzen Teleskoptubus, geklebt werden (schnellere und bessere Wärmeleistung), ist noch, um späteren Kabelsalat zu vermeiden, eines zu prüfen.
Welche Stelle des Tubus befindet sich bei der Teleskopgundstellung, „Unten". Genau hier sollten sich die Märklinstecker befinden. Hier beginnen Sie nun mit dem einkleben des Heizdrahtes.
Nun nur noch ein kleines Loch in die Taukappe bohren, Märklinstecker nach aussen durchschieben, fertig.
Viel Spaß bei der Montage und vor allem viel Freude beim taufreien Beobachten.
Alternativmöglichkeit bei einem sehr dünnen Konstantandraht:
Ist Euer Konstantandraht dünner als 0,5 mm, gibt es ein Problem mit dem Schrumpfschlauch. Schrumpfschläuche sind, nach meiner Recherche, nur auf Drahtstärken bis 0,5 mm ausgelegt. Also wird unser Widerstandsdraht keinen direkten Kontakt mit dem Schlauch haben und dadurch nur einen Bruchteil seiner Heizleistung an unsere Taukappe oder den Fernrohrtubus abgeben.
Wir bringen unseren Widerstandsdraht und unser Gewebeband auf die jeweils vorher berechnete Länge. An die Drahtenden löten wir jetzt am Besten einen Hohlstecker (für 1.- EUR in jedem Elektronikgeschäft zu haben).
Das Gewebeband fixieren wir mit der Klebeseite nach oben und vier Stecknadeln auf unserem Brett (siehe Abbildung).
Da wir in der Regel mehr als eine Windung für unsere Heizung benötigen, brauchen wir noch ein paar kleine Nägel um die Windungen sauber verlegen zu können.
Für zwei Windungen brauchen wir einen, für vier Windungen drei Nägel, usw.
Diese werden jetzt an den Enden und in etwa mittig des Gewebebandes fixiert.
Jetzt nehmen wir den Hohlsstecker in eine Hand und legen dann die sich ergebende Mitte des langen Drahtes, mit der anderen Hand, um den ersten Nagel. Den Draht wieder straff halten und ihn so, nahezu parallel, vom Nagel aus, über die gesamte Länge des Gewebebandes streichen. Um die nächsten Nägel herum und wieder zurück, so lange, bis ihr Eure Windungsanzahl habt. Anschließend ragt der Hohlstecker nun ca. 1-3 cm über das Ende
des Bandes. Jetzt ist der Draht auf dem Gewebe fixiert (siehe folgende Abbildung).
Jetzt nur noch die Nägel und Nadeln entfernen und den Hohlstecker durch das bereits gebohrte Loch in der Taukappe von innen nach außen stecken. Das Gewebeband an der Innenseite der Taukappe sauber andrücken, Hohlstecker festschrauben, fertig (siehe Abbildungen).